Allgemeine Informationen
- Erreger: Listeria monocytogenes, ein grampositives, fakultativ anaerobes Stäbchenbakterium.
- Vorkommen: Listeria monocytogenes ist weit verbreitet in der Umwelt, insbesondere in Böden, Gewässern und auf Pflanzen.
- Resistenz: Das Bakterium kann sich bei Kühlschranktemperaturen vermehren und ist gegenüber hohen Salzkonzentrationen sowie sauren pH-Werten relativ unempfindlich.
Übertragungswege
- Lebensmittel: Hauptsächlich durch den Verzehr kontaminierter Lebensmittel wie Rohmilchprodukte, nicht ausreichend erhitztes Fleisch, Fisch und bestimmte pflanzliche Produkte.
- Mutter-Kind-Übertragung: Transplazentare Übertragung von der infizierten Mutter auf das ungeborene Kind oder während der Geburt.
- Direkter Kontakt: Seltener durch direkten Kontakt mit kontaminierten Tieren oder Umweltmaterialien.
Krankheitsbilder
- Invasive Listeriose: Schwere Verlaufsformen mit Sepsis, Meningitis oder Enzephalitis, insbesondere bei immungeschwächten Personen, Neugeborenen und älteren Menschen.
- Schwangere: Oftmals grippeähnliche Symptome; die Infektion kann zu Fehlgeburten, Totgeburten oder schweren neonatalen Infektionen führen.
- Gastrointestinale Symptome: Bei immunkompetenten Personen können nach Verzehr kontaminierter Lebensmittel Durchfall, Übelkeit und Erbrechen auftreten.
Hygienemaßnahmen
- Lebensmittelhygiene: Vermeidung des Verzehrs von Rohmilchprodukten, gründliches Erhitzen von Fleisch und Fisch sowie sorgfältiges Waschen von Obst und Gemüse.
- Küchenhygiene: Trennung von rohen und verzehrfertigen Lebensmitteln, regelmäßige Reinigung von Küchenutensilien und -oberflächen.
- Kühlkette: Einhaltung der Kühlkette und regelmäßige Reinigung des Kühlschranks, um das Wachstum von Listerien zu verhindern.
Isolierung und Unterbringung
- Krankenhaus: Patienten mit invasiver Listeriose sollten in Krankenhäusern behandelt werden; Standardhygienemaßnahmen sind in der Regel ausreichend.
- Schwangere: Besondere Vorsicht bei der Unterbringung und Behandlung schwangerer Patientinnen, um eine Übertragung auf das Neugeborene zu verhindern.
Patientenmanagement
- Antibiotikatherapie: Behandlung mit Antibiotika wie Ampicillin in Kombination mit Gentamicin; bei Allergien können Alternativen wie Trimethoprim-Sulfamethoxazol eingesetzt werden.
- Schwangere: Sofortige antibiotische Therapie bei Verdacht auf Listeriose, um Komplikationen für Mutter und Kind zu vermeiden.
- Neugeborene: Engmaschige Überwachung und antibiotische Behandlung bei infizierten Neugeborenen.
Diagnostik und Interventionen
- Mikrobiologischer Nachweis: Kultureller Nachweis von L. monocytogenes aus Blut, Liquor oder anderen sterilen Körperflüssigkeiten.
- Molekulare Methoden: PCR-basierte Verfahren zum schnellen Nachweis des Erregers.
- Bildgebung: Bei neurologischen Symptomen Durchführung von CT oder MRT zur Beurteilung des ZNS.
Meldepflicht
- Arztmeldepflicht: Meldung von Erkrankungs- und Todesfällen an das Gesundheitsamt.
- Labormeldepflicht: Meldung des direkten oder indirekten Nachweises von L. monocytogenes an das Gesundheitsamt.
Besonderheiten bei Ausbrüchen
- Lebensmittelrückverfolgung: Schnelle Identifizierung und Rückverfolgung kontaminierter Lebensmittel, um weitere Infektionen zu verhindern.
- Öffentlichkeitsarbeit: Information der Bevölkerung über Ausbrüche und Präventionsmaßnahmen.
- Zusammenarbeit: Enge Kooperation zwischen Gesundheitsbehörden, Lebensmittelüberwachung und betroffenen Betrieben.
Häufige Fragen und Besonderheiten
- Wer ist besonders gefährdet? Schwangere, Neugeborene, ältere Menschen und Personen mit geschwächtem Immunsystem.
- Wie kann man sich schützen? Durch Einhaltung von Lebensmittel- und Küchenhygiene sowie Vermeidung riskanter Lebensmittel.
- Inkubationszeit: Zwischen 3 und 70 Tagen, abhängig von der Infektionsdosis und dem Immunstatus des Betroffenen.