Allgemeine Informationen
- Erreger: Masernvirus, ein behülltes RNA-Virus aus der Familie der Paramyxoviridae.
- Reservoir: Ausschließlich der Mensch; es existiert kein tierisches Reservoir.
- Übertragungsweg: Hochansteckend durch Tröpfcheninfektion beim Husten, Niesen oder Sprechen sowie durch direkten Kontakt mit Nasen- oder Rachensekreten.
Übertragungswege
- Tröpfcheninfektion: Einatmen von virushaltigen Tröpfchen, die beim Husten, Niesen oder Sprechen freigesetzt werden.
- Direkter Kontakt: Berührung mit infektiösen Sekreten aus Nase oder Rachen.
- Luftübertragung: Das Virus kann in der Luft bis zu zwei Stunden infektiös bleiben, was eine indirekte Übertragung ermöglicht.
Krankheitsbilder
- Prodromalstadium: Fieber, Husten, Schnupfen, Bindehautentzündung und Koplik-Flecken (weiße Läsionen in der Mundschleimhaut).
- Exanthemstadium: Auftreten eines makulopapulösen, konfluierenden Hautausschlags, der typischerweise im Gesicht beginnt und sich über den Körper ausbreitet.
- Komplikationen: Mittelohrentzündung, Lungenentzündung, Durchfall und seltene, aber schwere Komplikationen wie die Masern-Enzephalitis oder die subakute sklerosierende Panenzephalitis (SSPE).
Hygienemaßnahmen
- Isolation: Infizierte Personen sollten bis vier Tage nach Auftreten des Exanthems isoliert werden, um die Weiterverbreitung zu verhindern.
- Händehygiene: Regelmäßiges und gründliches Waschen der Hände mit Seife.
- Raumhygiene: Regelmäßiges Lüften von Räumen, da das Virus in der Luft überleben kann.
Isolierung und Unterbringung
- Krankenhaus: Patienten mit schweren Verläufen sollten in einem Einzelzimmer mit Unterdruck und spezieller Belüftung untergebracht werden.
- Gemeinschaftseinrichtungen: Erkrankte Kinder dürfen Gemeinschaftseinrichtungen wie Schulen oder Kindergärten erst wieder besuchen, wenn sie nicht mehr ansteckend sind.
Patientenmanagement
- Symptomatische Behandlung: Linderung von Fieber und Husten sowie ausreichende Flüssigkeitszufuhr.
- Vitamin-A-Gabe: In bestimmten Fällen, insbesondere bei Kindern mit Vitamin-A-Mangel, kann die Gabe von Vitamin A empfohlen werden.
- Antibiotika: Nur bei bakteriellen Sekundärinfektionen indiziert.
Diagnostik und Interventionen
- Klinische Diagnose: Basierend auf typischen Symptomen und Exanthemverlauf.
- Labordiagnostik: Nachweis von Masernvirus-spezifischen IgM-Antikörpern im Serum oder direkter Virusnachweis mittels PCR aus Rachenabstrichen, Urin oder Blut.
Meldepflicht
- Arztmeldepflicht: Ärzte sind verpflichtet, Verdachts-, Erkrankungs- und Todesfälle dem Gesundheitsamt zu melden.
- Labormeldepflicht: Labore müssen den direkten oder indirekten Nachweis des Masernvirus melden.
Besonderheiten bei Ausbrüchen
- Riegelungsimpfungen: Die schnelle Impfung von Kontaktpersonen innerhalb von drei Tagen nach Exposition kann den Ausbruch verhindern oder abmildern.
- Quarantänemaßnahmen: Ungeimpfte Kontaktpersonen können unter Quarantäne gestellt werden, um die Ausbreitung zu verhindern.
- Öffentlichkeitsarbeit: Information der Bevölkerung über den Ausbruch und Präventionsmaßnahmen.
Häufige Fragen und Besonderheiten
- Immunität nach Erkrankung: Eine durchgemachte Masernerkrankung hinterlässt in der Regel eine lebenslange Immunität.
- Impfung: Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt zwei Masernimpfungen für alle Kinder sowie für nach 1970 geborene Erwachsene ohne oder mit unklarem Impfstatus.
- Masernschutzgesetz: Seit März 2020 gilt in Deutschland eine Impfpflicht gegen Masern für Kinder in Gemeinschaftseinrichtungen und für bestimmte Berufsgruppen.